Eigentlich zieht es mich in den letzten Jahren immer möglichst weit weg von zu Hause, und eigentlich fühle ich mich dabei auch ganz wohl, und eigentlich ist es mir auch lieber, wenn ich mal etwas für mich bin…
… doch zu jedem “Eigentlich” gehört ein “Aber”, denn eigentlich kann eigentlich nicht allein stehen.
Aber ja, für alles gibt es eine Ausnahme. Es müsste jetzt die fünfte Woche sein, in der ich in Alicante bin, und langsam macht sich etwas Heimweh bemerkbar. Mir fehlen die Idioten, mit denen ich täglich zocke, mein eigenes Bett, warmes Essen, deutsches Essen, mein Rechner und du. Ja, du fehlst mir irgendwie auch. Dein Lächeln, deine Nähe, deine Wärme, dein Geruch… und das schon etwas länger.
Hm.
Komisch, wie man jemanden vermissen kann, obwohl man fast täglich schreibt, und komisch, wie man immer erst dann merkt, was einem fehlt, wenn man es nicht mehr hat. Das Leben mit all seinen Tücken… man kann nicht wirklich traurig sein, wenn man nie wirklich glücklich war, und umgekehrt genau so wenig. Das eine funktioniert nicht ohne das andere… Ying und Yang, Kreislauf des Lebens – heute ergibt es mal wieder Sinn.
Melancholie ist tatsächlich etwas Schönes, wenn man lernt, sie zu kontrollieren… Ich hänge seit Jahren in dem Kreislauf, ziehe mich gern selbst runter und baue mich irgendwann selbst wieder auf. Doch die Tiefphasen wurden zunehmend länger, und ich verlor den Blick für die schönen Dinge. Alles wurde selbstverständlich, und nichts war mehr gut genug. Heute? Heute ist das anders, und das merke ich erst, weil ich etwas Heimweh verspüre.
Sonnenauf- und -untergänge, Herbstlaub, Sand am Strand zwischen den Füßen, das Meer, etwas Zeit für sich, gute Gespräche, ein leckerer Kaffee, gutes Essen… ja, vielleicht sogar ein Schluck Wein… andere Menschen… Bäume, die sich im Wind bewegen… gute Musik… das sind nur ein paar spontane Beispiele, doch es gibt noch so viel, so viele Dinge, für die ich den Blick verloren habe, und ganz ehrlich… ich weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll.
Mir schwirren oft so viele Sachen durch den Kopf, dass ich teilweise gar nicht mehr mitbekomme, was um mich herum passiert. Manchmal kann ich die einfachsten Dinge nicht mehr wahrnehmen, und auf der anderen Seite entgeht mir einfach nichts.
Hm.
Jetzt sitze ich hier, das Tablet in der Hand, tippe vor mich hin, rauche und trinke Cola, und hin und wieder richtet sich mein Blick gen Himmel auf der Suche nach Sternen und vielleicht auch ein wenig in der Hoffnung, dass du sie gerade auch siehst.