Meska's Blog

Aus der Dunkelheit ins Licht: Gedankenwandel seit 2013

Passende Umstände

Dass ich oft an mir selbst zweifle, mir selbst im Weg stehe oder mit Lob nicht umgehen kann, ist an und für sich nichts Neues mehr.

Ich bin gut, ich bin super. Finanziell könnte es mir etwas besser gehen, und mit dem nötigen Kleingeld hätte ich offen gesprochen gar keine Probleme mehr. Vor ein paar Minuten bin ich am Spiegel vorbeigegangen und dachte mir dann, dass ich doch voll in Ordnung bin.

Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Tage, an denen ich mit mir selbst hadere. Da fehlt mir dann die Kraft, mich selbst zu irgendetwas zu motivieren. Allerdings wird das besser.

Zukunftspläne

An und für sich lasse ich mich gerne treiben. Ich versuche immer ein guter Mensch zu sein (wie auch immer man das definieren mag), und größtenteils gelingt mir das auch. Vergangenes Wochenende, also über Ostern, bin ich nach Pforzheim gefahren. Der Ausflug war nicht ganz unbegründet. Mir geht es im Moment finanziell einfach beschissen, was unterm Strich einfach damit begründet ist, dass ich in meiner Jugend (zumindest in Sachen Geld) viel Mist gebaut habe. Irgendwann kommt halt einfach alles wieder zurück, nicht?

Davonrennen bringt eventuell für den Moment etwas, doch letztendlich holt einen alles wieder ein. Es stellt sich dann die Frage, wie man damit umgeht?! Liegenbleiben oder aufstehen und kämpfen? Lange Zeit bevorzugte ich den Weg des geringsten Widerstands. Einfach weil’s bequem ist. Doch mit Bequemlichkeit löst man keine Probleme… im Gegenteil.

Für sich selbst einstehen

Vergangenes Jahr musste ich lernen, für mich selbst einzustehen. Ich wurde monatelang mit einer Situation konfrontiert, die ich so noch nicht erlebt hatte. Irgendwann war es dann einfach zu viel. Ich begriff, dass der Nutzen mein emotionales Chaos nicht mehr aufhebt. Ich erinnerte mich, wieso ich vor vier Jahren nach Bayern gegangen bin: eben um mich nicht mehr verstecken oder verstellen zu müssen, um so sein zu können, wie ich möchte.

Viele Homosexuelle gehen nach Köln. Ähnlich wie San Francisco in den USA ist Köln in Deutschland die Hochburg der Szene. Niemand wird dort verurteilt, man ist unter sich. Ich bin natürlich nicht schwul, aber sehr direkt, und das ist etwas, womit viele nicht umgehen können. In Bayern ist das anders. Die Menschen hier tragen ihr Herz auf der Zunge. Wenn etwas gut ist, wirst du gelobt – ist etwas scheiße, dann kriegst du das auch gleich mit.

Das bezieht sich jetzt nicht nur auf meinen Freundes- und Bekanntenkreis, denn der ist recht klein. Sondern auf alle Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe. Durch meinen Job bin ich eben viel in Kontakt mit Menschen. Wenn mir etwas stinkt, dann sage ich das, und umgekehrt genauso, und das ist vollkommen in Ordnung. Es war schon immer so, dass ich mich schwergetan habe, zwischen den Zeilen zu lesen, und über die Jahre bin ich daran kaputtgegangen. Rätselraten ist einfach nicht meins. Ich suche auch nicht gerne nach Dingen, und das, obwohl ich ein totaler Chaot bin. Ich möchte einfach immer klare Verhältnisse, und das Wichtigste ist, dass es sich auch ehrlich anfühlt. Und so ist es hier nun mal.

Ein kleines Beispiel

Ich gehe grundsätzlich zu ARAL tanken. Die paar Cent, die man an günstigen Tankstellen spart, läppern sich einfach nicht, da mein Verbrauch einfach höher ist. Ist einfach mein Empfinden. Jedenfalls war ich vor einigen Wochen tanken, wollte bezahlen und noch Zigaretten kaufen.

Ich nuschelte hinter meiner Maske, was ich will, erhielt dann von der Verkäuferin direkt eine klare Ansage: “Nur gut, dass ich so gut hören kann, sonst hätte ich jetzt gar nichts verstanden!” Ich musste lachen, entschuldigte mich und wiederholte das Ganze nochmal laut, während sie schon kassierte und mir einen schönen Tag wünschte.

Vergangenen Freitag war ich an derselben ARAL tanken, gleiche Kassiererin, gleiche Bestellung. Diesmal schrie ich förmlich durch die Maske mit dem Kommentar: “Siehste, diesmal rede ich gleich laut, damit du dich nicht aufregen musst.” Sie grinste und entgegnete mir: “Ja! Ich hab gerade erst angefangen und noch keinen Kaffee getrunken, meine Laune ist eh schon für’n Arsch, da muss ich mir das dann nicht auch noch antun.” Wir lachten beide, ihr ging es sichtbar besser, weil sie ihren Frust loswerden konnte, und mir auch.

Klare Ansagen, ich mag das.

Es ist nur ein Beispiel von vielen, aber worauf ich hinaus möchte, ist einfach, dass so wie die Schwulen nach Köln gehen, ich einfach nach Bayern musste, weil man hier mit mir umgehen kann. Im Schwarzwald bin ich immer nur angeeckt.

Die Osterfahrt

Bevor ich über Ostern nach Pforzheim gefahren bin, um meine Beste und meine Familie sowie ein paar Freunde zu besuchen, überlegte ich mir, wie ich das finanziell am besten auf die Reihe bekommen könnte. Ich dachte mir dann, wenn ich jemanden über BlaBlaCar mitnehme, schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen fahre ich dann anständiger, zum anderen bekomme ich noch etwas Spritgeld. Tatsächlich erhielt ich noch Trinkgeld von meinen Mitfahrern, weil sie so zufrieden waren, und ich sie auch direkt vor der Haustür abgesetzt habe. Mir ging es dann aber nicht mehr ums Geld, sondern um die Erfahrung, die ich durch diese Fahrten gewonnen habe.

Als ich damals in meinem Golf noch jemanden in Richtung Calw mitnahm, bestätigte sie mir auch schon, was ich nach wie vor denke: eben, dass die Menschen hier einfach direkter sind und sich das irgendwie besser anfühlt. Ich ließ damals gar nichts in die Richtung verlauten, nichtsdestotrotz sprach sie das Thema an, und ich fühlte mich in meiner Entscheidung, nach Bayern zu gehen, bestätigt.

Vergangenen Freitag nahm ich eine Rentnerin von München nach Pforzheim mit. Sie wollte ihre Schwester besuchen, die nur zwei Häuser neben dem wohnt, in dem ich aufgewachsen bin – wie klein die Welt ist. Wir unterhielten uns die ganze Fahrt über, ohne Punkt und Komma. Sie erklärte mir, dass sie sich im Schwarzwald nicht wohlfühlt, weil die Menschen dort mit ihrer direkten Art nicht umgehen können.

Sie meinte, dass ihre Schwester schon mehrmals sagte, dass sie diplomatischer vorgehen soll, und schüttelte mit mir den Kopf. Nein, musst du nicht. Man muss sich für niemanden verstellen. Es gibt nur einen Menschen im Leben, dem man es recht machen muss, und das ist man selbst.

Als ich sie ablieferte, stieg ich mit aus. Sie bedankte sich bei mir recht herzlich und sagte mir, dass ihr die Fahrt sehr gefallen hat. Ja, beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn etwas gut ist, sagt man, dass es gut ist, wenn es scheiße ist, sagt man, dass es scheiße ist. Fertig.

Die Rückfahrt verlief ähnlich, aber darauf weiter einzugehen würde jetzt wieder den Rahmen sprengen, und ich schreibe bereits schon wieder viel zu viel.

Der Punkt

Der Punkt ist, dass es gut ist, für sich selbst einzustehen. Und schlussendlich bin ich der, der etwas ändern kann. Viele Jahre erwartete ich von anderen, dass sie meine Art zu denken akzeptieren und mich verstehen können, doch das war falsch. Der Einzige, der in meinem Leben etwas ändern kann, bin ich, und wenn die Umstände nicht passend sind, dann muss ich sie ändern.

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