Wenn ich eine Erfindung rückgängig machen könnte, dann wären es die sozialen Medien, insbesondere Plattformen wie TikTok und Instagram Reels. Es klingt vielleicht hart, schließlich haben diese Plattformen unbestreitbar eine Menge Menschen verbunden, Kreativität freigesetzt und unzählige Karrieren gefördert. Aber der Preis, den wir zahlen, ist hoch – zu hoch, wenn du mich fragst.
Das Problem ist, dass diese Plattformen darauf abzielen, unsere Aufmerksamkeit zu hacken. Mit immer kürzeren, schnelleren und aufregenderen Inhalten zielen sie direkt auf unser Belohnungssystem im Gehirn ab. Jedes neue TikTok, jeder Reels-Clip löst einen kleinen Dopamin-Schub aus – das ist der gleiche chemische Prozess, der auch bei Glücksspiel oder Drogenmissbrauch eine Rolle spielt. Es fühlt sich gut an, ja, aber es führt dazu, dass wir immer mehr wollen. Und was dabei verloren geht, ist unsere Fähigkeit, uns auf die Dinge zu konzentrieren, die wirklich zählen.
Es gibt Studien, die zeigen, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne immer weiter sinkt. Vor zehn Jahren waren es noch etwa 12 Sekunden, jetzt sind es nur noch 8. Zum Vergleich: Ein Goldfisch kann sich länger konzentrieren als wir. Es ist fast schon ironisch, dass wir mit der grenzenlosen Verfügbarkeit von Wissen und Informationen im Internet zunehmend unfähig werden, uns wirklich mit einem Thema auseinanderzusetzen.
Noch gravierender finde ich, was diese kurzen, oberflächlichen Inhalte mit unseren Emotionen machen. Früher haben wir uns durch tiefe Gespräche oder langwierige Diskussionen emotional mit anderen verbunden. Heute reichen ein paar Sekunden auf einem Bildschirm, um uns glücklich, wütend oder traurig zu machen. Diese Instant-Emotionen sind jedoch flüchtig, sie hinterlassen keine nachhaltigen Bindungen. Wie oft scrollst du durch TikTok und fühlst dich nach einer Stunde leeren Konsums tatsächlich besser? Wahrscheinlich eher selten.
Soziale Medien, insbesondere die schnellen, visuell überladenen Inhalte von TikTok und Instagram Reels, verlernen uns das Kommunizieren. Wichtige emotionale Nuancen, die wir in einem echten Gespräch vermitteln würden – wie Körpersprache, Tonfall oder Pausen –, gehen völlig verloren. Stattdessen liefern wir schnelle, übertriebene Reaktionen, die nicht nur unsere Fähigkeit, echte zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen, sondern auch unser eigenes emotionales Gleichgewicht beeinträchtigen.
Es ist, als hätten wir alle ein ständiges Bedürfnis, uns selbst darzustellen und dabei den tiefen, echten Austausch vergessen. Was früher Gespräche waren, die Stunden dauerten und einen echten emotionalen Austausch ermöglichten, sind heute 10-Sekunden-Clips voller Jump-Cuts und Filter.
Ich will nicht sagen, dass diese Technologien per se böse sind, aber sie haben eine gefährliche Richtung eingeschlagen. Sie verändern, wie wir fühlen, denken und miteinander umgehen – und leider nicht zum Besseren. Wenn ich also eine Erfindung rückgängig machen könnte, dann wäre es genau das: die endlosen Reels, TikToks und all diese digitalen Dopamin-Drops, die uns davon abhalten, das Leben in all seiner Tiefe und Bedeutung zu erleben.