Wenn es draußen wärmer wird, werde ich innerlich kälter, oder zumindest war es bisher immer so. Wer meinen Blog schon etwas länger verfolgt, weiß, dass der August mein absoluter Hassmonat ist, auch wenn sich das inzwischen geändert hat. In vielen verschiedenen Beiträgen habe ich versucht, die Hintergründe des Sommers und der damit verbundenen Depression aufzuarbeiten und bin schlussendlich zu dem Entschluss gekommen, dass mein Verhalten unbegründet ist, ich mich aber gerne mal für längere Zeit im Elend wohlfühle.
Sich manchmal down zu fühlen, ist vollkommen okay. Zwar redet man immer von positivem Denken und Good Vibes, aber meiner Meinung nach gehört es auch dazu, sich manchmal einfach niedergeschlagen und erschöpft zu fühlen.
Genau aus diesem Grund habe ich mir eine Playlist erstellt, die viele melancholische Tracks beinhaltet, die mich in die passende Stimmung versetzen. Wie gesagt, sich manchmal niedergeschlagen zu fühlen, ist voll okay, und das möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht anprangern.
In diesem Post geht es allerdings um ein anderes Thema, das ich mehr oder minder im letzten Beitrag schon angeschnitten hatte.
In meiner Playlist gibt es ein Lied von Trille mit dem Titel „abcdefg“, welches ich kurz nach dem Release von meiner damaligen Freundin, wenn man sie denn so nennen möchte, geschickt bekommen habe. Zu ihr gibt es auch einen völlig euphorischen und überzogenen, rosa-rote-Brille-Beitrag, der quasi der Anfang vom Ende war.
Das genannte Lied mit Stellen wie:
“Geh’ nicht mehr weg, ob du’s glaubst oder nicht Das mit uns ist echt, für mich bist du perfekt Denn Aufgeben ist leicht und das Leben schnell vorbei Verstehst du mich jetzt? Ich geh’ nie wieder weg”
oder:
“Hab’ dich so lieb, wie hab’ ich dich verdient? Nur wir zwei bis zur Unendlichkeit Du hast mir gezeigt, was Liebe wirklich heißt Verstehst du mich jetzt? Ich geh’ nie wieder weg”
hat die Euphorie natürlich noch weiter beflügelt und mich mit ihrem gesamten Verhalten so sehr in den Himmel getrieben wie schon lange nicht mehr.
Mein Gott, war ich verknallt.
Wer hoch fliegt, kann tief fallen, nicht wahr? Und so kam es dann auch, aus den ganzen Schmetterlingen im Bauch wurden ganz schnell Krämpfe – aus der Manie ein tiefes Loch voller Melancholie.
Meine Freunde hatten echt zu kämpfen, mich über Wasser zu halten, und ich bin zunehmend dankbar, dass ich sie damals hatte und sie mir heute auch noch beistehen.
“Jetzt, wo wir uns so nah sind, legst du die Bremse ein Das nennt man dann wohl Bindungsangst”
Nun, wieso schreibe ich jetzt wieder darüber und hole eine zwei Jahre alte Geschichte wieder hoch? Nun, das Lied und die damit verbundenen Erinnerungen sowie die Lyrics haben gerade ziemlich derbe gedrückt.
Vielleicht ist es auch nicht unbedingt die ursprüngliche Erinnerung, die mich getriggert hat, sondern ein Gedanke, der ebenfalls im Lied vorkommt:
“Denn Aufgeben ist leicht und das Leben schnell vorbei”
Das Leben ist wirklich schnell vorbei und die Zeit rennt und rennt. Es sind schon wieder zwei Jahre vergangen, eineinhalb davon bin ich in einer Beziehung und mir geht es gut.
Also, was bedrückt mich wirklich, dass ich gerade so down bin?
Mir fehlt Bayern, auch wenn ich inzwischen am anderen Ende von Deutschland zu Hause bin. Mir fehlen ein paar meiner Freunde und ein Großteil meiner Arbeitskollegen aus der anderen Firma, die mir ähnlicher nicht sein könnten.
Vielleicht ist es gerade irgendwie alles auf einmal. Das Sunrise-Festival fällt dieses Jahr aus finanziellen Gründen wieder aus, ob ich zum Sommerfest meiner anderen Firma fahren kann, steht noch in den Sternen, und ob ich nach Afrika fliegen kann, ist auch noch nicht fest.
Irgendwie kommt es mir so vor, als würde ich im Treibsand stehen, und umso mehr ich strample und mich bemühe, rauszukommen, umso tiefer versinke ich wieder.
Tatsächlich ist es aber irgendwie Jammern auf höchstem Niveau. Ich meine, ich habe einen Job, zwei sogar, ein Dach über dem Kopf und zugegeben, es ist die mit 130 qm und 2 Etagen größte Wohnung, die ich bisher hatte. Mein Mini fährt, auch wenn ich einen sich ankündigenden Motorschaden vermute. Gesundheitlich geht es mir laut Arzt super, bis auf dass ich etwas „flauschig“ bin, und ich habe ausreichend Essen im Kühlschrank, was bei mir auch nicht so selbstverständlich ist.
Mir geht es gut, und tatsächlich haben wir ja auch gerade Men’s Mental Health Awareness Month, worüber aber niemand spricht, weil wir eben Männer sind und das Ganze ja auch von der LGBTQ-Geschichte übertüncht wird.
Ich musste gerade tatsächlich googeln, wie man die Abkürzung schreibt. Macht das gerne mal, dann tanzt nämlich eine Gayparade über euren Bildschirm. Nur komisch, dass beim Googeln von „Men’s Mental Health Awareness Month“ kein Kerl von einem Gebäude springt.