Hätte mir vor einem Jahr jemand erzählt, dass ich dieses Jahr in einem biblischen Anspiel eine der Hauptrollen spiele, hätte ich gelacht und wäre in meiner Überheblichkeit davongelaufen.
Aber ja, Veränderung muss bekanntlich wehtun – wobei ich nicht sagen möchte, dass es wehgetan hat, aber es war etwas anderes, in einem Gotteshaus ein “Theaterstück” aufzuführen.
Ich fasse die Geschichte mal eben kurz zusammen, um die wichtigsten Punkte festzuhalten, wer das komplette Ding lesen will, kann ja gerne unseren Freund Google nutzen:
Ein Mann (meine Rolle) hat zwei Söhne, einer kommt eines Tages zu ihm und erklärt ihm, dass er gerne seinen Anteil des Erbes jetzt schon hätte, um in die Welt hinauszuziehen, frei zu sein und Spaß zu haben.
Der Vater, also meinereiner, gibt ihn den Anteil seines Erbes, ganz nach dem Motto, dass er seinen Sohn sowieso nicht aufhalten kann, befürchtet aber gleichzeitig, dass es sehr hart und schwierig für seinen Sohnemann werden wird.
Mit dem Erbe in der Tasche macht sich der (verlorene) Sohn auf den Weg in die weite Welt, verprasst das Erbe ziemlich schnell und sitzt kurze Zeit später in der Gosse. Weil er sich die Blöße nicht geben möchte, zu seinem Vater zurückzukehren, ohne etwas erreicht zu haben, sucht er sich Arbeit bei einem befreundeten Bauern. Da dieser jedoch eigentlich nichts für den jungen Mann zu tun hat, weil er über ausreichend Personal verfügt, bietet er ihm den letzten verbleibenden Job an, nämlich die Schweine zu hüten unter der Voraussetzung, dass der junge Mann erst am Abend seinen Lohn und etwas zum Essen erhält.
Widerwillig lässt sich der verlorene Sohn auf den Deal ein und hütet so wochenlang die Schweine, irgendwann wird ihm klar, dass es so künftig nicht weitergehen kann und überlegt, sich zu seinem Vater zurückzukehren. Er malt sich aus, wie er seinem Vater beibringt, dass er versagt hat, er es nicht weiter wert ist, als sein Sohn bezeichnet zu werden und ob er anstatt als Sohn nun als Knecht für ihn arbeiten könnte.
Nachdem er sich die passenden Worte zurechtgelegt hat, macht sich der Sohn auf dem Weg zurück zu seinem Vater, ahnt dabei jedoch noch nicht, dass dieser schon seit Wochen oder gar Jahren täglich auf der Veranda steht und nach seinem (verlorenen) Sohn Ausschau hält. Als der Vater mal wieder seinen Gedanken verfällt, erkennt er seinen Sohn von weiteren auf ihn zukommen, läuft ihm entgegen und nimmt ihn ohne große Worte in den Arm.
Darauf entgegnet der Sohn, dass er es nicht wert sein Sohn zu heißen, so viel falsch gemacht hat und jetzt gerne als einer seiner Diener arbeiten möchte. Der Vater ist davon sehr bedrückt, ruft seine Knechte herbei und lässt das fetteste Mastkalb schlachten, um die Rückkehr seines Sohnes zu feiern.
Als die Feier bereits im vollen Gange ist, kommt der zweite Sohn von der Arbeit nach Hause und unterhält sich mit einem der Knechte vor dem Haus. Er beschwert sich darüber, dass sein Bruder quasi für sein Versagen belohnt wird und ihm bisher noch nichts dergleichen gegönnt wurde.
- Abschließend möchte ich den letzten Abschnitt des Stücks rezitieren:
Wenn es Menschen gut geht und sie im Leben alles haben, fällt es ihnen oft schwer, die große Liebe Gottes zu den “Verlorenen Söhnen” zu begreifen. Schnell schaut der scheinbar “brave” Sohn verächtlich zum “verlorenen” Sohn herab. Dadurch lässt er sich die Liebe Gottes und die Freude des Feierns entgehen. Trotz seiner Nähe zum Vater ist er weit weg von ihm.
Die darauf folgende Predigt und Erläuterung der Geschichte hat mich ein Stück weit bewegt und gleichzeitig zum Schmunzeln gebracht… denn wir alle sind doch irgendwie “verlorene Söhne” und das ganz unabhängig von Gott und Glauben. Doch dazu kann sich nun jeder seine eigenen Gedanken machen, ich möchte nur noch ein Wort in den Raum stellen: