Im Leben gibt es leider keine Patentlösung, was es jedoch gibt, sind Erfahrungswerte. Aktuelle befinde ich mich wieder in einer etwas verzwickten Situation, die ich früher rein emotional gelöst hätte – ganz nach dem Motto: “Es wird schon alles gut…”, obwohl mir die Erfahrung etwas ganz anderes sagt.
Lange Zeit konnte ich nicht verstehen, wieso mich meine Freunde um Rat oder emotionalen Beistand bitten und schlussendlich dann doch in die entgegengesetzte Richtung rennen. Irgendwann akzeptierte ich das einfach, lehnte mich zurück und wartete auf das Unvermeidliche. Noch vor ein paar Jahren war ich recht arrogant und belächelte das vorhergesagte Chaos mit den Worten: “Ich habe es dir doch gesagt…”. Inzwischen ist es anders. Ich mein damals versteckte ich meine Enttäuschung hinter den Eric-typischen dummen Sprüchen, doch letztendlich hat es mich trotzdem ein Stück weit mitgenommen und belastet.
Unabhängig von den verschiedenen Situationen konnte ich einfach nicht verstehen, wieso man mich nach meiner Meinung fragt, sich dann jedoch anders entscheidet, suchte den Fehler vergebens bei mir und lies es dann nach einer gewissen Zeit einfach sein.
Gestern erhielt ich eine Antwort darauf, meine Beste hat das sehr schön erläutert und recht einfach erklärt. Sie hat mir gesagt, dass jeder Mensch unterschiedlich ist, anders empfindet und man sich auch nie wirklich in den anderen reinverdenken kann. Wenn Mama sagt: “Die Herdplatte ist heiß.” fassen alle Kinder trotzdem dran, obwohl sie wissen, dass es so ist. Sie erklärte mir dann, dass es für sie nicht wichtig ist, ob die Platte heiß ist, sondern WIE heiß sie ist. Ich musste grinsen bei der Erkenntnis, dass es nie darum ging, ob sie nun heiß ist oder nicht, sondern eben wie heiß. Das spiegelt natürlich auch das wieder, was sie zuvor gesagt hat, eben dass jeder anders empfindet.
Erfahrungswerte
Zurück zu den Erfahrungswerten und meiner Situation. Ich klagte ihr mein Leid, was auch der Grund für die Herdplatten-Geschichte war. Konnte verstehen, dass ich weiß, wie heiß die Platte ist, weil ich eine ähnliche Situation erst durchleben musste.
2019 habe ich den Herd angeschaltet, meine Hand drauf gelegt und gewartet, wie lange es wohl dauert, bis es weh tut – fast ein Jahr. Die Rede ist von meiner Ex, was allerdings kaum einer weiß ist der Grund, wieso ich Schluss gemacht hab’. Es ging nicht darum, dass es nicht funktioniert hat oder wieso. Dass wir nicht mehr die gleichen Interessen hatten oder uns in entgegengesetzte Richtungen entwickelten, nein. Ich dachte mit ausreichend Zeit wird das dann schon wieder, redete mir ein, dass es funktionieren wird, obwohl ich täglich darunter gelitten habe und von Anfang an wusste, dass es nicht klappt.
Ich hätte alles tun können und hätte es mit mehr Zeit wahrscheinlich auch getan. Hätte die Sonne verschoben, dass ihr nicht zu warm ist, das Meer vor die Haustür gezogen, damit sie das Wellenrauschen beruhigt, die Berge gesprengt, damit sie einen besseren Blick auf den Horizont hat. Doch es hätte nichts genützt und das ist mir in dem Moment klar geworden, als sie anfing, sich mit jemand anderen zu unterhalten.
Ich konnte in ihren Augen sehen, dass ich es nie war und niemals sein werde. Es andere schaffen, sie mit einem Fingerschnipsen glücklich zu machen und ich mich auf den Kopf stellen kann und nichts passiert. Ich drückte meine Hand noch mal mit voller Kraft auf die Herdplatte, nur um zu sehen, ob es wirklich schmerzt. Ich wusste es und handelte entgegen meiner Erfahrungswerte – bin ich deswegen jetzt ein Idiot? Nein, ich bin ein Mensch, so wie jeder andere auch. Ich trennte mich, lies sie gehen, konnte sie nicht mehr sehen, weil es wehtat. Weil es mich innerlich zerfressen hat, weil ich verstehen musste, dass ich nicht genüge. Ich weiß nicht, ob sie je verstehen wird, wieso ich so handeln musste oder ob es sie überhaupt interessiert, doch das ist eben der Grund und kein anderer.
Um so beschissener ist es jetzt einfach, dass ich mich einige Monate danach wieder in der gleichen Situation befinde. Ich habe seit Jahren eine Freundin: “Ja aber ich bin doch deine Exfreundin.” hat sie mal gesagt und ja, streng genommen ist sie das auch. Allerdings verdrängte ich das immer oder habs belächelt, weil die Beziehung schneller beendet war, als sie angefangen hat.
Es ist einige Jahre her, als sie mir gestanden hat, dass sie wohl doch mehr für mich übrig hat und dann waren wir halt zusammen, aber es hat sich dann nicht richtig angefühlt, also wars wieder vorbei. Nichtsdestotrotz hat sich daraus dann eine Freundschaft entwickelt oder eben Freundschaft+, weil immer mal wieder etwas gelaufen ist. Tatsächlich musste ich gerade lachen, weil meine Ex vergangenes Jahr irgendwann zu mir gesagt hat, dass sie ein Problem damit hat, dass ich mit meinen Ex-Freundinnen noch in die Kiste steige – ich konnte es damals nicht verstehen, weil wir ja zusammen waren und ich schon lange mit keiner anderen mehr im Bett war – jetzt weiß ich, was sie meinte. Scheiße, sie ist wohl doch schlauer als ich.
Freundschaft
Freundschaft zwischen Mann und Frau funktioniert nicht – hab’ ich schon immer gesagt. Fuck. Es war ja an und für sich alles gut, wir haben wieder mehr Zeit miteinander verbracht, wieder miteinander geschlafen, uns die Gegend zusammen angeschaut, geredet und gelacht. Wie gesagt, alles gut.
Als auf Winterzeit umgestellt wurde, war ich mit einem Arbeitskollegen verabredet, setzte mich ins Auto und wollte ihn abholen. Stellte dann aber fest, dass ich aufgrund der Zeitumstellung über eine Stunde zu früh dran war. Damals bin ich dann unterbewusst bei ihr vorbeigefahren, weil ich sie noch auf einen Kaffee besuchen wollte, ihr Auto stand nicht da. Im ersten Moment dachte ich mir dann, dass sie wohl jemand anderen hat und über Nacht weggeblieben ist. Es war okay, nicht gut… sondern okay. Nachdem ich meinen Arbeitskollegen abgeholt hatte, erzählte ich ihm das kurz und dann sind wir an den Bodensee gefahren. Ich war abgelenkt und befasste mich dann auch nicht mehr weiter damit.
Vor ein paar Wochen war ich wieder mit ihr unterwegs, weil sie einfach ein bisschen raus wollte. Offensichtlich bedrückte sie etwas. Irgendwann teilte sie mir dann mit, dass sie jemanden kennengelernt hat, es kompliziert ist und wollte meine Meinung dazu wissen. Ich bin sachlich geblieben, merkte aber direkt, dass etwas nicht stimmt. Eigentlich hätte ich mich freuen sollen, hätte glücklich sollen, dass sie jemanden kennengelernt hat. Es hat sich komisch angefühlt, allerdings nicht im Sinne von lustig.
Ich war auch einige Zeit ruhig und musste das für mich selbst verarbeiten. Dachte mir dann, dass das komische Gefühl daher kommt, dass ich bereits weiß, wie es wohl enden wird und kein guter Ausgang ersichtlich ist.
Sie hat mir vor ein paar Wochen eine Faszienrolle ausgeliehen, damit ich meine Brustschmerzen behandeln kann. Sie hat sie dann neulich selbst gebraucht und wollte nur mal kurz rüber rollen, sodass ich sie direkt wieder mitnehmen kann. Ich verneinte das, sagte ihr, dass ich mir selbst eine zulegen werde. Genaugenommen wollte ich die Rolle nicht mehr bei mir haben, weil ich schon in Erwägung ziehen musste, den Kontakt abzubrechen.
Vergangene Woche benötigte ich dann noch ihre Hilfe. Ich bin kurz zu ihr gefahren und habe sie dann dummerweise auch gefragt, wann sie den Typen wieder sieht. “Voraussichtlich Freitag…” hat sie geantwortet. “Okay.” dachte ich mir und bin dann irgendwann wieder gegangen. Gestern war Samstag und ich wollte mich nach der Arbeit selbst zum Essen einladen. Ich erhielt eine Abfuhr, weil sie zu müde war “Schlafdefizit”. Ja das kenne ich, denn ich habe auch schon oft dafür gesorgt. Wieder fühlte es sich komisch an, schlimmer als die Male zuvor und ich hatte ihren Gesichtsausdruck im Kopf. Konnte vor meinem inneren Auge sehen, wie sie von ihm erzählt und dabei strahlt und lächelt. Sollte mich freuen, tat es nicht… im Gegenteil, es macht mich sogar traurig.
Verletzter Stolz
Ich war mir bis gestern nicht bewusst, dass da vielleicht doch mehr ist. Dachte, es wäre einfach mein verletzter Stolz oder Eifersucht. Die Angst, sie zu verlieren und mir jedes Mal wieder aufs Neue bewusst zu werden, dass ich einfach nicht genüge. Also was mache ich nun? Ich greife auf meine Erfahrungswerte zurück. Ich fühle, dass ab dem Punkt nur noch scheiße bei raus kommt und ich am Ende wieder der Gefickte bin.
Meine Beste hat mich gefragt, wie oft ich die Schiene noch fahren will und mir gesagt, dass sie Angst hat, dass ich irgendwann ganz alleine da stehe. Wir sind doch alle alleine, wir sterben alleine. Es ist einfach niemand da, das ganze Leben verbringen wir eigentlich alleine und müssen mit uns selbst klar kommen.
Ich will diese negativen Emotionen und den Schmerz nicht mehr in meinem Leben haben. Ich will glücklich sein. Die Vergangenheit hat einfach gezeigt, dass meine Methode, den Kontakt aufrecht zu erhalten, am Ende nur wehtut. Es hat nie funktioniert und es wird auch nie funktionieren. Ich bin es einfach leid, mir jedes Mal die Hände zu verbrennen und wie kann ich das vermeiden? Indem ich einfach nicht mehr auf die Platte fasse.