Die deutsche Sprache ist so vielfältig, dass man von Region zu Region unterschiedliche Ausdrücke und Gewohnheiten im alltäglichen Sprachgebrauch entdeckt. Ich bin beruflich und privat oft in Deutschland unterwegs und habe im Laufe der Zeit bemerkt, dass Menschen in verschiedenen Gegenden verschiedene Füllwörter verwenden. Dabei handelt es sich um Worte, die oft ohne wirklichen Mehrwert in Sätzen verwendet werden, aber dennoch tief im regionalen Sprachgebrauch verankert sind.
Nehmen wir als Beispiel Chemnitz: Dort hört man häufig das ostdeutsche „nor?“ am Ende eines Satzes. In Leipzig wird stattdessen ein fragendes „hey?“ angehängt, während in Pforzheim und Umgebung „gell?“ das Gespräch dominiert. Interessanterweise hat jede Region ihre eigenen kleinen Eigenheiten, die den regionalen Dialekt prägen und ein Gefühl von Heimat vermitteln. Aber manchmal kann genau so ein regionales Füllwort auch gewaltig auf die Nerven gehen.
In meinem Fall ist es das Wörtchen „wohl“, das hier in der Region Schüttorf und Umgebung nahezu inflationär gebraucht wird. Als ich hierher gezogen bin, ist mir das zwar aufgefallen, aber ich habe es selbst nicht genutzt. Doch je länger ich hier lebe, desto häufiger ertappe ich mich selbst dabei, es in meine Sätze einzubauen – und es nervt mich inzwischen wahnsinnig.
Es schleicht sich in so viele Alltagssätze ein, ohne dass es wirklich notwendig wäre. Beispiele gefällig? „Das ist wohl so.“ „Ich werde wohl dort hingehen.“ „Das kann ich wohl machen.“ Man kann fast jeden Satz damit füllen, ohne dass es wirklich eine bedeutende Aussage trägt. Es wirkt wie ein verbales Schulterzucken, ein Zeichen von Unsicherheit oder Zögern, obwohl der Sprecher meist genau weiß, was er sagen möchte.
Man könnte sagen, „wohl“ hat sich hier in Schüttorf so fest eingebrannt, dass es fast schon untrennbar zum Sprachgebrauch gehört. Dennoch würde ich mich gerne von diesem kleinen Wörtchen verabschieden. Ich bemerke, wie es meine Kommunikation schwächt und oft Unsicherheit suggeriert, die eigentlich gar nicht da ist. Es macht Sätze unnötig vage und verwässert die Klarheit meiner Aussagen. Würde ich auf „wohl“ verzichten, wäre mein Sprachstil klarer, prägnanter und selbstbewusster.
Die Ironie an der Sache ist, dass ich das Wort inzwischen so oft benutze, dass es fast schon Teil meines eigenen Wortschatzes geworden ist. Aber gerade deshalb wäre es eine echte Herausforderung, es aus meinem täglichen Sprachgebrauch zu streichen – und genau diese Herausforderung nehme ich an.
Das nächste Mal, wenn ich wieder in einem Gespräch merke, wie das „wohl“ fast automatisch über meine Lippen kommen möchte, werde ich innehalten und versuchen, den Satz ohne dieses unnötige Füllwort zu formulieren. Vielleicht werde ich dadurch nicht nur präziser in meiner Kommunikation, sondern auch selbstbewusster in meinen Aussagen.
Also, wenn ich auf ein Wort verzichten müsste, dann wäre es „wohl“ – auch wenn es mir nicht leicht fallen wird. Aber am Ende, wer weiß, vielleicht befreit mich der Verzicht auf dieses kleine Wörtchen von unnötigen Unsicherheiten und lässt mich klarer und fokussierter sprechen.